Energy Tomorrow 2016: „Energiewende – Quo vadis?“

24. April 2016 | Lesedauer: 4 Min

Energy Tomorrow 2016 fand unter dem Titel „Energiewende – Quo vadis?“ in den Räumlichkeiten der „Wolke 19“ im Wiener Ares-Tower statt. Mehr als 120 Personen waren der Einladung gefolgt. „Wir freuen uns, dass sich Energy Tomorrow als Fixpunkt zum Ideenaustausch und Netzwerken etabliert hat“, so Mag. Karin Fuhrmann, Steuerberaterin und Partnerin bei TPA Horwath und gleichzeitig Initiatorin des Branchenevents für Erneuerbare Energien.

Vor dem Hintergrund der UN-Klimakonferenz setzte sich TPA Horwath mit den Entwicklungen am Energiemarkt auseinander. Internationale Experten des Energiesektors beleuchteten die aktuelle Situation am Energiemarkt aus wirtschaftlicher, steuerlicher und rechtlicher Sicht und analysierten das vielschichtige Spannungsfeld.

Die UN Klimakonferenz in Paris und ihr Einfluss auf die Energiepolitik der EU

Univ. Prof. Dipl. Ing. Karl Rose, der international renommierte Energieexperte und Director des World Energy Council, hielt die Keynote Speech „UN-Klimagipfel in Paris und seine Auswirkungen auf die Energiepolitik und –märkte der EU“. Rose verschaffte den Besuchern Einblicke in die Herausforderungen und Ziele der EU in der nahen Zukunft, nämlich die Steigerung der Energieeffizienz und das Erreichen der vorgeschlagenen 2030 Energie- und Klimaziele.

27 % der Energieeinsparung will die EU durch mehr Effizienz am Energiemarkt erreichen und legt gleichzeitig größten Wert auf die Erhöhung der Sicherheit in der Energieversorgung. Dazu gehören der weitere Ausbau von Erneuerbaren Energien, nachhaltige Produktion aus fossilen Brennstoffen und auch sichere Kernkraft, wo diese Option gewählt wird. Es umfasst die effektivere Zusammenarbeit mit den aktuellen Partnern sowie die Entwicklung von neuen Partnern wie den Ländern der Kaspischen Region. „Die Entscheidung über die Zukunft der globalen Energiepolitik liegt jedoch in Asien, denn bis 2040 schließt Indiens Energiebedarf zu dem der Vereinigten Staaten auf“, so Rose.

Ziele bei Energieeffizienz und Energiesparen in Gefahr

Rose zählt kritische und wichtige nächste Schritte auf, die notwendig sind, damit die Energie- und Klimaziele der EU erreicht werden können.

Es braucht unter anderem eine europäische Energieunion, um mit den Herausforderungen besser umgehen zu können, mehr Investitionen in Forschung und Entwicklung, da diese im Vergleich zu den Förderungen zu gering sind, und ein Umdenken in der Bevölkerung. „Ebenso sei Systemdenken gefragt, aber oft leider nicht vorhanden“, führt Rose weiter aus. Auf eine kritische Frage aus dem Publikum, wie wir diese Ziele schaffen sollen, antwortete Rose sehr nüchtern: „Wir werden das schaffen – das ist nicht die Frage! Die Frage wird sein: Wie sehr werden wir leiden auf dem Weg dorthin.“

Alternative Energieformen in Mittel- und Südosteuropa

Die wirtschaftliche und rechtliche Praxis verschiedener alternativer Energieformen in Österreich sowie in Mittel- und Südosteuropa wurden von den Experten von TPA Horwath und der Rechtsanwaltskanzlei Schönherr erklärt. Dr. Wojciech Sztuba, Partner bei TPA Horwath Polen, brachte die Besucher auf den neuesten Stand im Bereich der Windenergie-Förderungen in Polen. In seinem Vortrag ging Sztuba auf die Voraussetzungen für das Auktionsmodell und deren Hauptschwierigkeiten ein, wies auf die mögliche Überarbeitung des Auktionsmodells hin und erklärte das neue Windenergie-Investitionsgesetz, das noch im April 2016 beschlossen werden könnte.

Ing. Jiří Hlaváč, PhD., Partner bei TPA Horwath in Tschechien, beleuchtete den Solarenergie-Sektor in Tschechien zunächst historisch und danach aus steuerlicher Sicht. Er ging dabei auf zwei Fallbeispiele ein, welche die Auswirkungen der Änderungen in der Förder- und Steuergesetzgebung zeigten.

Dr. Bernd Rajal, Partner bei Schönherr, legte seinen Schwerpunkt im Vortrag vor allem auf die aktuellen EU-rechtlichen Rahmenbedingungen für Erneuerbare Energie und Energieeffizienz in Mittel- und Südosteuropa. Rajal gab einen Überblick über die unionsrechtlichen Energieeffizienzvorgaben und ging hier speziell auf den Gebäudesektor ein. Dieser ist für 40 % des Gesamtenergieverbrauchs verantwortlich, daher müsse es hier Mindesteffizienzanforderungen für Gebäude geben. Schwierigkeiten sieht er in der Umsetzung des Energie-Effizienzgesetzes, da in der EU einige Länder (Rumänien, Slowakei, Tschechien und Ungarn) kein Verpflichtungssystem eingeführt haben.

Unter dem Vortragstitel „Energieeffizienz – Notwendigkeit oder „nice to have“? betonte
Dipl. Ing. Horst Dulle vom internationalen Consulting- und Engineering-Unternehmen Pöyry die Wichtigkeit, sich als Unternehmer, Investor und Privatperson bei zukünftigen Projekten genau dieser kritischen Frage zu stellen. Energiepreisentwicklung und fehlende Planungssicherheit in der Industrie reduzieren Anreize zu Effizienzmaßnahmen, betont er. Förderungen werden oft nicht ausgeschöpft und „solange Energiepreise auf extrem niedrigem Niveau bleiben, fehlen die Anreize zu Investitionen in Energieeffizienzmaßnahmen und werden nur nach gesetzlicher Vorgabe umgesetzt“, so Dulle.

Best Practice Beispiele im Bereich der Mustersanierungen für Energieeffizienz in Österreich wurden durch DI Ingmar Höbarth, Geschäftsführer des Klima- und Energiefonds, präsentiert, die das vielseitige und praxistaugliche Programm von Energy Tomorrow abrundeten. Höbarth zeigte die Auswirkungen des Klimawandels auf und die Kosten, die dadurch jährlich für die österreichische Volkswirtschaft entstehen. Er sieht, ähnlich wie seine Vorredner, eine absolute Notwendigkeit des Wertewandels in den vorherrschenden Konsum- und Verhaltensmustern von Unternehmen, Institutionen und Privaten.